In der StädteRegion gibt es viele Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz suchen. Gleichzeitig gibt es in unserer Region zahlreiche unbesetzte Ausbildungsstellen. Dieses Missverhältnis zu beseitigen wäre eine win-win-Situation.
von Elisabeth Paul, grüne Städteregionstagsabgeordnete
In der StädteRegion gibt es viele Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz suchen. Davon befindet sich ein großer Teil in so genannten „Schleifen“, also in den Berufskollegs, in Weiterbildungseinrichtungen, wie Volkshochschulen, oder bei Maßnahmenträgern. Dort sind sie „versorgt“ und fallen aus der Arbeitslosenstatistiken. Gleichzeitig gibt es in unserer Region zahlreiche unbesetzte Ausbildungsstellen.
Dieses Missverhältnis zu beseitigen wäre eine win-win-Situation, sowohl für die Betriebe, die zunehmend über Fachkräftemangel klagen, als auch für die Jugendlichen. Denn Viele von ihnen entwickeln aus der „Schleife“ heraus keine wirkliche Lebensperspektive.
Bisherige Probleme
Dieses Problem ist allseits bekannt. Und so wurde eine Flut von Maßnahmen entwickelt, verworfen, umbenannt etc., so dass heute selbst Fachleute den Überblick verloren haben, von den Betroffenen selbst ganz zu schweigen.
Ziel muss es sein, Jugendlichen eine Perspektive zu bieten, ihnen das Gefühl zu vermitteln, gebraucht zu werden, Lust, sich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen, Verantwortung zu übernehmen – kurz: Lust, sein Leben zu gestalten. Dies ist unerlässlich, denn keine Gesellschaft kann es sich leisten, ihre wertvollste Ressource - ihre zukünftige Generation - brach liegen zu lassen. Und dies geschieht seit geraumer Zeit mit einer Vielzahl junger Menschen, denen der Zugang zum gesellschaftlichen Produktionsprozess bislang nicht möglich war. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt erlaubte es den Betrieben lange Zeit, nur den Besten einen Ausbildungsplatz zu vermitteln. Dagegen gingen viele, vor allem benachteiligte Jugendliche leer aus.
Neue Chancen schaffen
Bei vielen Unternehmern hat sich eine Konsumhaltung entwickelt, die den perfekten ausbildungsreifen, handverlesenen Jugendlichen fordert, den es aber heute, in Zeiten des Fachkräftemangels, nicht in ausreichender Zahl gibt. Die Bereitschaft muss wachsen, gemeinsam mit den abgebenden Regelschulen, die Berufsvorbereitung zu begleiten, realistische Berufswünsche zu entwickeln, Defizite nachzuarbeiten, Chancen zu gestalten.
Hier müssen wir Grüne, muss sich die Gesellschaft engagieren mit allen Akteuren, auch den lokalen Betrieben. Ein Engagement von Handwerkern, wie Rolf Steffens aus Alsdorf, kann an dieser Stelle nicht hoch genug gelobt werden. Ein Unternehmer, der Zeichen setzt, der Verantwortung übernimmt für junge Menschen in seiner Umgebung, indem er engagiert auch schwierigen Jugendlichen eine Ausbildung ermöglicht.
Doch auch in anderen Regionen gibt es Initiativen, die umdenken, die ihre gesellschaftliche Verantwortung annehmen und - gemeinsam mit Schulen und Betrieben - die Ausbildung junger Leute begleiten.
Städteregionale Ausbildungsplatzinitiative
Bereits im Frühjahr 2010 stellten wir Grüne - gemeinsam mit unserem Kooperationspartner -einen Antrag zum Start einer städteregionalen Ausbildungsplatzinitiative. Ziel ist es - nach dem Vorbild der Hamburger Hauptschulinitiative und des Nürnberger Projekts „Schlau“ - ein konzertiertes und konzentriertes städteregionales Maßnahmenbündel zu schnüren. Bereits vorhandene Maßnahmen und bereits vorhandene Strukturen sollen integriert, Doppelstrukturen abgebaut werden und alle Akteure, wie die Schulen, die lokale Wirtschaft, die Gewerkschaften, die Träger, die Agentur für Arbeit etc. mit einbezogen werden. Den Jugendlichen sollen so Warteschleifen erspart werden. Dies soll einerseits durch die frühe Berufsorientierung an den Regelschulen erreicht werden, die den Schülern und Schülerinnen die Entwicklung realistischer Berufswünsche ermöglicht, und andererseits durch die Bereitstellung von Praktikumsplätzen in Betrieben und einer engagierten Begleitung während der Ausbildung. Zudem soll durch ein Andocken an der sozialen Instanz Schule die Möglichkeit geschaffen werden, Defiziten vorzubeugen bzw. nachzuarbeiten.
Unterstützung von der Landesregierung
Mit unserem Antrag hat sich die Verwaltung lange beschäftigt und wichtige Vorarbeiten geleistet, die sie nun umsetzen kann. Denn nun hat die rot-grüne Landesregierung eine Initiative „Ausbildungskonsens“ gestartet, welche die Umsetzung genau dieser Ziele vorsieht. Die StädteRegion Aachen wurde als eine von 7 Referenzkommunen ausgewählt, in denen das Projekt bereits in diesem Jahr beginnt. Im Rahmen dieses Modells kommt die StädteRegion in den Genuss von 2 zusätzlichen Stellen, vorausgesetzt sie stellt ebenfalls 2 zusätzliche Stellen bereit, die die Arbeit unterstützen. Gemeinsam mit dem Bildungsbüro verfügt die StädteRegion dann über eine komfortable Personalausstattung, um die Thematik anzugehen.
Wir Grüne werden uns an den konzeptionellen Überlegungen weiterhin konstruktiv und kreativ beteiligen und uns dafür einsetzen, dass die Ressource auch dort ankommt, wo sie gebraucht wird, nämlich bei den Jugendlichen.