Bericht zur Pädophilie-Debatte der 1980er-Jahre

Zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Pädophilie-Debatte bei den Grünen in den 1980er Jahren haben Bündnis 90/Die Grünen ein Forschungsvorhaben des Göttinger Instituts für Demokratieforschung gefördert. Der Abschlussbericht wurde am 12.11.2014 von der Bundesvorsitzenden Simone Peter gemeinsam mit dem Projektleiter, Herrn Prof. Franz Walter, auf der Bundespressekonferenz vorgestellt. Damit liegt erstmals eine umfassende wissenschaftliche Untersuchung dieses Teils der grünen Parteigeschichte vor.

Der Bericht zeichnet nach, wie die damals in der Öffentlichkeit, in sozialen Bewegungen und in Teilen der Wissenschaft diskutierte Forderung nach Straffreiheit pädophiler Handlungen in grüne Debatten und Beschlüsse Eingang fand. Er benennt Umstände, die solche Beschlüsse begünstigten, und weist darauf hin, dass es von Anfang an auch deutliche Gegenstimmen bei den Grünen gab.

Der Bericht dokumentiert, dass sich Forderungen nach Straffreiheit pädophiler Handlungen in der ersten Hälfte der 1980er Jahre in unterschiedlichen Programmen auf Bundesebene, bei einigen Landesverbänden und teilweise auch auf kommunaler Ebene finden. Für Bündnis 90/Die Grünen steht fest: Diese Forderungen waren zu keinem Zeitpunkt akzeptabel. Wir hätten als Partei schon viel früher Konsequenzen ziehen müssen und diese Positionierung damals nicht zulassen dürfen.

Von Forderungen nach Straffreiheit für pädophile Handlungen distanzieren wir uns in aller Deutlichkeit. Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern ist immer sexualisierte Gewalt gegen Kinder und eine Form des Machtmissbrauchs, mit schwerwiegenden, zum Teil lebenslangen Folgen für die Betroffenen.

Wir entschuldigen uns bei denen, die sich durch unsere Debatten und Positionen in den 1980er Jahren in ihrem Schmerz und Leid verhöhnt fühlen. Wir bedauern es zutiefst, wenn durch diese Debatten Täter ein Gefühl der Legitimation für ihre Taten erhalten haben sollten.

Die Diskussion um pädophile Forderungen bei den Grünen der 80er Jahre zeigt, wie wichtig die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte ist. Dieser Aufgabe werden wir uns weiter stellen, auch auf der Bundesdelegiertenkonferenz in Hamburg. Die parteiinterne Arbeitsgruppe Aufarbeitung setzt ihre Tätigkeit fort und bleibt Anlaufstelle für ZeitzeugInnen und Betroffene.

Weiterführende Information und Kontakt zur Anlaufstelle

Eine Kurzfassung des Berichts* findet sich hier.

Ein Bericht über die bisherige Tätigkeit der AG Aufarbeitung sowie der Kontakt zur Anlaufstelle zu Fragen des sexuellen Missbrauch findet sich hier.

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