Grüner Nachwuchs im Blick

Von jungen Menschen wird politisches Engagement oftmals verbunden mit älteren Menschen, die über langweilige Themen diskutieren, die die Jugend eh nichts angehen. Im Gegenzug sagt man den jungen Menschen ein mangelndes Interesse an Politik nach. Dass diese Vorurteile nicht stimmen, beweisen junge GRÜNE Politiker*innen, die sich mit Herzblut für die politische Sache engagieren. Über ihre Faszination berichten Lukas Benner (19, OV Roetgen, studiert Rechtswissenschaften in Bonn) Dina Graetz (23, Fraktionsvorsitzende in Stolberg, studiert Bauingenieurwesen FH Aachen) und Kaj Neumann (22, Sachkundiger Bürger Umweltausschuss der Stadt Aachen, studiert Wirtschaftsingenieurswissenschaften mit Fachrichtung Maschinenbau RWTH).

Lukas Benner: "Ich will mitreden"

12046686_903442899738492_4600459796641086404_nLukas Benner verpasste bei der Kommunalwahl 2014 mit 12 Stimmen zu wenig knapp den Einzug in den Roetgener Gemeinderat als Direktkandidat. Der Kommunalwahlkampf in Roetgen hat ihm "super viel Spaß gemacht", wie er sagt. "Mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, zu diskutieren und mich für meinen Ort zu engagieren, das ist einfach toll." Politik fand er schon interessant seitdem er denken kann. Insbesondere der Tierschutz lag und liegt ihm am Herzen. "Ich habe aufgehört Fleisch zu essen, habe mich in Meereschutz und die Plastikproblematik eingelesen," berichtet er. Zunächst ging er zu einer Umweltschutzorganisation. Dort merkte er schnell, dass ihm das nicht reichte, um wirklich etwas verändern zu können. "Ich wollte noch mehr tun. Politik war für mich nahe an den Problemen dran", sagt er. "Außerdem rede und debattiere ich total gerne. Diese Fähigkeiten kann ich gut in der Politik nutzen." Während der Schulzeit hat Lukas beim Redewettbewerb sogar den 2. Platz belegt.

2010 ging er zur Grenzlandjugend in Roetgen und seit 2014 zu verschiedenen Arbeitskreisen vor Ort. "Klimaschutz und Jugendarbeit interessieren mich sehr. Mit der Zeit kam auch die Vernetzung zwischen den einzelnen Themen immer mehr." Ganz besonders gefällt Lukas der Respekt, der ihm als damals 18-jähriger von den meist älteren GRÜNEN entgegengebracht wurde. "Wenn ich in einem Arbeitskreis etwas gesagt habe, haben mir die Leute immer zugehört und mich nicht wie einen kleinen Jungen betrachtet. Es gibt viele nette und hilfsbereite Menschen, die mich stets unterstützen in meinem Tun." Derzeit plant Lukas mit der GRÜNEN Jugend in Bonn eine Kampagne für mehr Tierschutz im Zirkus. Und in seinem Heimatort Roetgen spekuliert er nach der Bürgermeisterwahl auf einen Sitz als Sachkundiger Bürger im Umwelt- und Fortwirtschaftsausschuss. "Zu verstehen, wie die Abläufe des gesellschaftlichen Verwaltungsapparat funktionieren, finde ich total spannend." Politisch hat das junge Energiebündel noch vieles vor: "Irgendwann möchte ich mein Hobbi zum Beruf machen", schwärmt er. "Mein Traum ist es, eines Tages meinen Alltag komplett darauf ausrichten zu können, Dinge zu schützen, die ich liebe, wie die Umwelt, Tiere und Ozeane."

Dina Grätz: "Ich will mitgestalten"

DinaPolitisch aktiv ist die junge Stolbergerin schon seit ihrem 15 Lebensjahr. Vorbild waren ihre Eltern, die ebenfalls politisch interessiert sind. Zur Politik gekommen ist sie über das Jugendparlament: "Ich bin dahin gegangen, weil ich unzufrieden war, über die mangelnden Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche in Stolberg. Dann habe ich gemerkt, dass das nicht das richtige Gremium für mich ist, um wirklich mitmischen zu können." Weiter ging es für Dina auf der parteipolitischen Ebene der GRÜNEN, weil die am ehesten mit ihren Ansichten im Umweltschutz übereinstimmten. Außerdem sei es gut möglich gewesen, von Anfang an mitzumischen. "Bei der CDU konnte man damals in meiner Wahrnehmung nur Bier trinken und Flyer verteilen." Also engagierte sie sich bei der Partei, "um Leute zum mitmachen zu bewegen und um dadurch etwas zu verändern." Durch ihr Engagement bekam sie die Möglichkeit Parteivorsitzende zu werden. "Es hat mich sehr gefreut, dass mir das zugetraut wurde." Heute ist sie die wahrscheinlich jüngste Fraktionsvorsitzende in der Geschichte der Kupferstadt. Damals sei sie angetreten, um die zerüttete, kaum mehr sichtbare Fraktionsarbeit der GRÜNEN neu aufzubauen.

"An Politik fasziniert mich die Möglichkeit mitzugestalten", sagt sie. Außerdem treffe man auch viele interessante Menschen. Gegenüber Stammtischparolen vertritt sie einen klaren Standpunkt: "Auch wenn es nicht einfach ist, Dinge zu ändern, man sollte sich trotzdem engagieren. Wenn man eine Meinung vertritt, hat diese im Kollektiv viel mehr Gewicht, als wenn man eine Meinung alleine vertritt und nur rummeckert. Für mich ist Politik ein Forum, Dinge in eine positive Richtung zu gestalten und Unzufriedenheiten auszumerzen. Mit der derzeitigen Situation einer großen Koalition in Stolberg, ist das schwieriger, aber ich höre nicht auf zu kämpfen!"

"Ich will mitentscheiden"

csm_5_Kaj_Neumann-web_01_a66703dddbErste politische Erfahrung sammelte Kaj Neumann 2011 als Sachkundiger Bürger im Ausschuss für Bildung und Kultur in Bremen. Zum politischen Engagement kam er damals über den Politik-Unterricht, wo über das Thema "Politische Beteiligung" gesprochen wurde. "Mich interessierte, welche Beteiligungsformen es neben dem reinen Wahlrecht in einer Demokratie noch gibt und wie der Weg zu einem politischen Beschluss genau funktioniert." Klar war für ihn, dass es die GRÜNEN sein sollten, denn die stimmten am ehesten mit seinen Interessen "ökologische Verantwortung" und "Soziale Gerechtigkeit" überein. Also ging er zur GRÜNEN Jugend, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Dort wurde er "herzlich aufgenommen", wie er sagt. Regelmäßige Treffen folgten. Zur Kommunalpolitik in Bremen kam er über einen Bekannten von seinen Eltern. "Der fragte mich, ob ich mich nicht auf die GRÜNE Liste setzten lassen wolle. Ich dachte mir, Joa das kannst du dir vorstellen."

Schnell fand er Gefallen an der Kommunalpolitik: "Das war ein ganz anderer Blickwinkel auf politische Beteiligung als bei der GRÜNEN Jugend. Im Gegensatz zu den eher allgemeiner gefassten Themen der Partei, fasziniert mich an Kommunalpolitik, dass man ganz konkret Dinge ändern und Einfluss nehmen kann. Im letzten Umweltausschuss ging es beispielsweise um die Schaffung neuer Parkplätze und den Wegfall von Bäumen. Sich für den Erhalt dieser Bäume einzusetzen, sich öffentlich dafür stark zu machen, die Stimme der Bevölkerung zu sein, um sich gegen eine zunehmende Versiegelung von Grünflächen einzusetzen, das ist es, was für mich politisches Engagement so interessant macht. So ist es nicht mehr selbstverständlich, dass Entscheidungen einfach so über meinen Kopf hinweg getroffen werden, sondern ich kann aktiv Einfluss üben", erzählt Kaj begeistert. Gerade zu Zeiten von großen Koalitionen sei es wichtig, dass die Opposition ihren Blickwinkel und ihre Denkweise in die Diskussion mit einbringt, auch wenn die Themen dann anders beschlossen werden, als man es wollte. "Mich für die lokalen Themen einsetzen und mit entscheiden zu können - das ist mein Antrieb, mich durch die dicken Unterlagen durchzuarbeiten. Das macht einfach Spaß!"

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