PolitikerInnen sind gesellschaftlich so angesehen wie Prostituierte

Interview von Reiner Priggen mit der Hochschulzeitung der RWTH Aachen am 18.11.2014.

Man sagt den heutigen Studenten öfters nach, diese seien nicht mehr an Politik interessiert, sondern nur noch auf materielle Werte fixiert. Reiner Priggen, Fraktionsvorsitzender der Grünen Landtagsfraktion, äußert sich im Interview mit der Hochschulzeitung der RWTH größtenteils kritisch zu dieser These und versucht auch zu erklären, wie es zu einem solchen Eindruck kommt.

 

Zeitmangel ist das Problem

Reiner Priggen ist bestens vertraut mit der RWTH. Selbst studierte er an der Technischen Hochschule Aachen Maschinen-Bau. Auch heute noch erweckt er den Eindruck, viel über den größten Arbeitgeber Aachens zu wissen.

Ein erhöhtes Interesse bei vor allem jungen Leuten, resultiere nicht zuletzt aus den brisanten weltpolitischen Themen der damaligen Zeit, wie zum Beispiel dem Vietnamkrieg. Jedoch ist er nicht direkt der Meinung, dass heutige StudentInnen politisch weniger engagiert seien. Auch heute gebe es neue komplexe und diskutable politische Themen, wie zum Beispiel die sehr angespannte Lage in der Ukraine oder die Terror-Gruppe IS (-IS). Es sei aber schwierig für heutige StudentInnen noch genug Zeit zu finden, um sich neben dem Studium politisch oder anderweitig zu engagieren. Außerdem hätten sich die vordergründigen Themenkomplexe der StudentInnen in Richtung Umwelt und Gerechtigkeit verschoben.

Die Hauptschuld haben die Medien!

Reiner Priggen ist der Meinung, dass die Medien die Hauptschuld am mangelnden Engagement in der Politik haben. „Durch das Reduzieren hochkomplexer Themen auf 30 Sekunden Ausstrahlungszeit werden diese viel zu oberflächlich behandelt. Das ist der heutigen Sensationsgeilheit im Zusammenhang mit der geringen Aufmerksamkeitsspanne zu verschulden.“

Außerdem gebe es einen „Prozess der Verächtlichmachung von Politik“, was dazu führe, dass sich Politiker in der heutigen Gesellschaft im Ansehen „auf dem Niveau einer Prostituierten“ wiederfinden. Dieses „Politik-Bashing“ führe zu einem extrem schlechten Bild der Öffentlichkeit über PolitikerInnen. Ohne eine Kehrtwende der Medien zum Thema Politik, werde sich die derzeitige Situation nicht ändern.

 

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