Robert Habeck: Wer wagt, beginnt!

14045643_199030700513903_8876562676398910124_nEinem interessierten Publikum stellte Robert Habeck am 25. August sein Buch „Wer wagt, beginnt“ vor. Persönlich und mit großer Ehrlichkeit schildert Habeck, warum er sich als Schriftsteller seit 14 Jahren politisch engagiert, worin seine Leidenschaft liegt als stellvertretender Ministerpräsident von Schleswig-Holstein das Land mitzugestalten und was ihn motiviert Spitzenkandidat der GRÜNEN für die Bundestagswahl 2017 zu werden. In Habeck's Vision der GRÜNEN sollen diese eine neue gesamtgesellschaftliche Führungsrolle übernehmen. Sein Buch - ein leidenschaftliches Plädoyer für politisches Engagement.

Vom Schriftsteller zum Politiker: Hinschauen statt wegschauen

Robert Habeck, 1969 in Lübeck geboren, hat Philosophie und Philologie in Freiburg i.Br. und Hamburg studiert. Im Jahre 2000 promovierte er

zum Doktor der Philosophie. Seit 1999 arbeitet er als Schriftsteller. Als er 2002 bei den GRÜNEN eingetreten ist, hat das etwas mit ihm 14079676_199030667180573_2589695364526309498_n gemacht, erzählt er.  Politik bedeutet für ihn Hinwendung zur Welt, indem man Gedanken und Ideale versucht gesellschaftsfähig zu machen. Sich nicht in seine eigenen vier Wände zurückzuziehen, sondern hinaus treten und seine Vorstellungen objektivieren.

„Nichts wird besser, wenn man wegschaut. Wir müssen vielmehr wieder gemeinsam Antworten finden auf die ganz großen Fragen: Welche Gesellschaft wollen wir sein? In welcher Zukunft wollen wir leben?“

Schnell stieg er die politische Karriereleiter hoch. 2004 wurde er Landesvorsitzender in Schleswig-Holstein, nach der Wahl 2009 Fraktionsvorsitzender im Landtag. Nach der vorgezogenen Landtagswahl 2012 wurde er dann stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume.

Jeder seiner Schritte entlang der politischen Karriereleiter, wurde von dem Leitsatz begleitet: Wer wagt beginnt.

„Wenn man immer nur die Hosen voll hat vor dem nächsten Schritt, dann kann eine Gesellschaft nicht wachsen. Das Risiko des Scheitern ist immer da, aber irgendwann muss man sich entscheiden, etwas zu riskieren. Getreu dem Motto: Bereue lieber das was du getan hast, als das was du nicht getan hast.“

Mit der Zeit hat sich seine Sichtweise auf Politik verändert. Die sogenannte Politik- und Parteienverdrossenheit begleitet ihn seit vielen Jahren, das öffentliche Ansehen von Politikern ist in seinen Augen erbarmungswürdig. Politik gilt als schmutziges Geschäft und schrecklich langweilig. Für Habeck Grund genug dem etwas entgegen zu setzen. Im ständigen Ringen um Kompromisse und Lösungen steckt seine Leidenschaft. „Kompromisse verändern immer die Wirklichkeit. Sie zu schließen macht eine Gesellschaft dauerhaft funktionsfähig, weil die Ergebnisse von den Menschen akzeptiert werden.“

 „Das derzeitige Deutschland des Wutbürgertums und des Antidemokratismus schreit nach Engagement!“

"Nur wer sich engagiert, hat eine Chance auf Veränderung,“ gibt Habeck zu bedenken. "Werden Humanität, Fairness und Toleranz nicht verteidigt, sind wir in einer Krise der Demokratie. Politische Untätigkeit führt uns in eine dunkle Zukunft: Ost- West Aufspaltung, Nationalstaaterei und Kriegstreiberei."

Für die Zukunft sieht Habeck drei Hauptkonfliktfelder:

  1. Renationalisierung vs. Internationalität. Kümmern wir uns um den Gesamtzusammenhang oder um unsere eigene kleine Welt?
  2. Wie organisieren wir eine Wohlstands-Gesellschaft, ohne die Ressourcen gnadenlos zu verbrauchen?
  3. Wo findet Legitimation statt? Wie beteilige ich mich am Gemeinwesen? Was brauchen wir, um die Gesellschaft zusammen zu halten? (Gerechtigkeitsdebatte, Basisdemokratie, Multikulti)

Viele Parteien, die den Zusammenhalt in der Gesellschaft bislang sichergestellt haben, hätten Schwierigkeiten mit den neuen Herausforderungen, meint Habeck. Die großen Volksparteien haben seiner Ansicht nach keine Antworten mehr auf diese Fragen. Seine logische Schlussfolgerung lautet: „Wenn uns das so in die Hände spielt, dann müssen wir auch wagen die Verantwortungsrolle anzunehmen und den gesellschaftlichen Wandel zu beginnen."

Die neue Rolle der GRÜNEN: Jetzt beginnt das dritte Zeitalter14142028_199030650513908_917523574969774500_n

Veränderungswille in Leidenschaft und Empathie zu übersetzen, das muss nach Habeck die Aufgabe der GRÜNEN sein. Der Visionär möchte die Partei herausholen aus klein-klein Debatten, hin zu einer Partei, die den Leuten Spaß macht, mitzieht und das Ziel hat, Realitäten zu verändern.„Die GRÜNEN haben das Potential zur Gesellschaftspartei zu werden. Grüne Ideen und grüne Werte können mehrheitsfähig werden – wenn wir es wollen“, ist Habeck überzeugt. Denn das sind sie oft schon.

Nach den Protestjahren und den rot-grünen Projektjahren, werden die GRÜNEN zur Orientierungspartei - eine neue Phase, die in seiner Vision durch vier wesentliche Merkmale gekennzeichnet sein muss:

1. Nicht in Selbstzufriedenheit versinken

Keine Rechthaberei aus der Protestphase mehr: GRÜNE sind keine Ankläger, sondern Anwälte. Es geht nicht um Wahrheiten, sondern um den Austausch von Meinungen. Zuzuhören. Einzustehen. Das begründet grünen Erfolg!

2. Ein neues Selbstbewusstsein

Selbstbewusst und selbstkritisch gehen wir in die nächste Phase. GRÜNE sind mehr als das „Umweltanhängsel“ der großen Parteien. Nach dem rot-grünen Projekt im Bund darf jetzt nicht automatisch ein schwarz-grünes kommen. Unsere Stärke ist, dass wir mit fast allen Parteien koalieren können!

3. Orientierung bieten, durch gesamtgesellschaftlichen Ansatz

Mehr Politik, weniger Privat. Mit unserer Regierungserfahrung die Wirklichkeit verändern. Agrarpolitik strukturell ändern, europäisches Geld für Tierschutz und Umwelt einsetzen, die Infrastruktur der Energiepolitik ändern, für Beteiligung von BürgerInnen bei der Energiewende kämpfen – ihren demokratischen Geist insgesamt stärken. Wir brauchen eine europäische Mindestbesteuerung und müssen die Steuerschlupflöcher schließen!

4. Eine andere Interpretation von Sicherheitspolitik

Spätestens das letzte Jahr hat deutlich gemacht, dass Innenpolitik zur Außenpolitik geworden ist. Eine Handels-, Außen- und Sicherheitspolitik, die Umwelt-, Energie- und Agrarthemen nicht einschließt, nicht auf ihnen aufbaut, kann nicht funktionieren. Denn als Ursachen von Auseinandersetzungen, die zu Kriegen führen, gilt der Rohstoffmangel und die Auswirkungen des Klimawandels (Hungersnöte, Wasserknappheit, Landflucht usw.). Fossile Energien sorgen für autoritäre, diktatorische Regime. Was würde passieren, wenn man über erneuerbare Energien eine neue Außen- und Sicherheitspolitik definiert? Würde die Welt dann ein Stück demokratischer?

 

Jetzt sollen wir das Neue definieren und wagen es zu beginnen!

 

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