Ungefähr 30 % der Geflüchteten, die in Deutschland Schutz suchen, sind Frauen und Mädchen. Wie können diese Frauen geschützt, unterstützt und ihre gesellschaftliche Teilhabe gefördert werden? Damit beschäftigte sich das Frauenforum der GRÜNEN am Samstag, 10.9.2016 in Köln. Gemeinsam wurden Beispiele guter Praxis ausgetauscht und neue Ideen für ein gelingendes Ankommen und Bleiben entwickelt. Insbesondere über den Bereich "Integration in den Arbeitsmarkt" wird im Folgenden berichtet. (FOTO: Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter NRW)
Frauenperspektive fällt bei Integrationsbemühungen oft hinten unter
Viele der Frauen, die in Deutschland ankommen, sind traumatisiert. Oft haben sie sexuelle Übergriffe und Gewalt erlebt und tragen die Verantwortung für ihre Kinder auf der Flucht und hierzulande. Oftmals gibt es viele Hemmnisse, die sie von Integraktionskusen abhalten, wie z.B. die Frage der Kinderbetreuung. Um die Frauen in die Gesellschaft zu integrieren müssen Frauen gestärkt werden.
Doch das Denken aus der Frauenperspektive fällt häufig hinten unter. Trotz vieler Gleichberechtigungsinitiativen ist die Frage von Empowerment von geflüchteten Frauen noch nicht im Fokus der Gesellschaft und im öffentlichen Interesse angekommen. Es gibt kaum Statistiken über die berufliche Qualifikation von Migrantinnen. Viele Kommunen haben noch keine Erfahrungen mit diesem speziellen Thema. Ziel ist es, ein lebenswertes Leben für Flüchtlingsfrauen zu schaffen.
Welche Maßnahmen sind notwendig?
Gewaltschutz
Erste Berichte über Übergriffe in den Unterkünften waren Auslöser für eigene Schutzkonzepte für Frauen. Der Bundesfrauenrat von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordert in einer Resolution „Geflüchtete Frauen vor Gewalt schützen“ 2015, dieses besondere Schutzbedürfnis von Frauen und Mädchen anzuerkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Entsprechende Anträge wurden in Oberhausen und Hilden eingereicht.
- Betreiber*innen von Gemeinschaftsunterkünften und Aufnahmelagern sollen verpflichtet werden, Gewaltschutzkonzepte zu vereinbaren, um mit klaren Qualitätsstandards auf die Situation vor Ort angemessen reagieren können. Dies schließt eine Schulung und Sensibilisierung des Personals bezüglich (sexualisierter) Gewalt mit ein.
- Der Zugang für Frauen zur Gesundheitsversorgung und psychischen Betreuung muss flächendeckend ausgebaut werden.
- Die Beratung und Behandlung soll möglichst durch weibliche Fachkräfte und Sprachmittlerinnen geschehen.
- Gewaltschutzzentren und Beratungsstellen müssen finanziell gestärkt werden.
- Frauen sollen separate Sprach- und Integrationskurse angeboten werden, bei denen die Möglichkeit zur Teilnahme auch durch eine Kinderbetreuung gewährleistet wird.
- Broschüren und Informationsmaterial, das auch über die Rechte der Frauen aufklärt, muss in den entsprechenden Sprachen angeboten werden.
Beratungs- und Hilfeprogramme für weibliche Flüchtlinge vom Land NRW
Auch im Raum Aachen wird bereits vieles getan.
Traumaberatung
Traumaberatungen und Fortbildungen für Ehrenamtliche vom Land NRW
Best practice Beispiele zur Integration in den Arbeitsmarkt
Wie steht es um die Schaffung von niedrigschwelligen Arbeitsmöglichkeiten in den Kommunen? Vom Jobcenter Wuppertal wurden verschiedene Best-Practice-Beispiele für den Bereich Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Frauen vorgestellt:
- Haus der Integration in Wuppertal, Ressort Zuwanderung und Integrationgemeinsam unter einem Dach mit dem Jobcenter, ein Kompetenzzentrum, das sich um alle Fragen rund ums Asyl, Integration und Arbeit kümmert.
- Das Projekt Phoenix des Sozialdienst katholischer Frauen für junge Frauen zur Ausbildungsplanung und persönlicher beruflicher Weiterbildung
- Das Projekt Job & Go der Diakonie Wuppertal zur beruflichen Integration von Frauen, welches Müttern und Alleinerziehende Beschäftigung in den Bereichen Soziale Betreuung und Versorgung in Alteneinrichtungen, Hauswirtschaft und Bürotätigkeiten anbietet.
- Das Projekt TipTop der Caritas zur beruflichen Orientierung und Qualifizierung für Migrantinnen mit muslimischem Hintergrund.
- Das Projekt M3 von Alpha e.V. zur Integration von Müttern mit Migrationshintergrund, die bereits einen Integrationssprachkurs absolviert und erste berufliche Erfahrungen in einer Maßnahme zur beruflichen Integration gesammelt haben, mit individueller Weiterqulifizierung.
- Das Projekt stoffwechsel Migra von Alpha e.V. das sich an Frauen mit Migrationshintergrund richtet, deren Aktivierung zur (beruflichen) Integration erschwert ist. Nähen von Stoffen mit Laden zum Verkauf von eigenen Produkten. (Gewann eine Auszeichnung als innovatives Frauenprojekt 2015 vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf Bergisches Städtedreieck)
- Das Projekt Partizipation Bergisches Dreieck ein Verbund aus Jobcenter, Wohlfahrtsveränden und Städten zur Beschäftigung für Asylbewerber/innen und Flüchtlinge (Wurde 2016 als gutes Beispiel für die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten vorgestellt auf Seiten der Bundesregierung)
- Das Projekt Besser Essen verbindet integriert geflüchtete Frauen in ein internationales Arbeitsteam, das frisches Schulessen aus Bio-Produkten herstellt.
Wichtig seien vor allem:
- ein Profiling beim Jobcenter mit Handlungsempfehlungen.
- Alphabetisierungskurse.
- Maßnahmen als Überbrückung bis Sprachkurs beginnen kann.
- Sprachkurs gekoppelt mit sozialer Teilhabe in Arbeitsmaßnahmen auch speziell für Frauen in unterschiedlichen Altersstufen.
- Zentrum für Erziehende: Sprachkurse mit Kinderbetreuung, Beratung zu Rechten und Pflichten etc.